Eine Geschichte geht um die Welt

Terézia-Tag

Die Schriftstellerin über den Namenstag in Ungarn

Ein seitliches Porträtfoto von einer Frau mittleren Alters.

Schriftstellerin Terèzia Mora

In Ungarn ist der Namenstag, vor allem in katholischen Regionen, wichtiger als der Geburtstag. In Schulen bringen die Kinder ihren Lehrern eine Blume und die Familien organisieren riesige Feiern. Dabei werden gleich mehrere Familienmitglieder geehrt, weil es üblich ist, dass die älteste Tochter den Namen der Mutter trägt, oder der älteste Sohn den Namen des Vaters. So gab es in meiner Familie eine ganze Kette von Terézias: Ich, meine Mutter, meine Großmutter, meine Patentante und einige Cousinen. Wie lebendig diese Tradition sich fortsetzt, zeigt der Anna-Ball, der jeden Sommer am Plattensee in Balatonfüred stattfindet und als eine der wichtigsten Veranstaltungen der Saison gilt.

Der Ball fand erstmals am 26. Juli 1825 zu Ehren Anna-Krisztinas, der Tochter des Hauses Szent-györgyi-Horváth, in deren Anwesen statt. Bald wurde er einer der elegantesten Bälle Ungarns im 19. Jahrhundert, nicht nur die aristokratischen Familien, auch viele Künstler und Intellektuelle nahmen daran teil. Heute wirkt dieser Ball sehr kommerziell, jedes Jahr wird der angeblich schönsten Frau der Veranstaltung der Titel der "Ballkönigin" verliehen. Die meisten Namenstagsfeste verlaufen aber anders, vor allem wenn es um männliche Vornamen geht: Sie verwandeln sich, quer durch die Schichten, schnell in eine regelrechte Essens- und Trinkorgie.