Wörterwanderung

Europa spricht viele Sprachen. Trotz naher Verwandschaft lassen sich die Gemeinsamkeiten vieler Wörter nicht immer wiedererkennen

Manche Begriffe eroberten den ganzen Kontinent, andere blieben dort, wo sie entstanden sind. Der rumänische Hobbyethymologe Arnold Platon sammelt im Internet Karten, die die Herkunft und Verbreitung alltäglicher Wörter zeigen.

Kirche
Das Altgriechische kennt zwei Wörter für Kirche: Kyriakón („Haus des Herrn“), findet sich unter anderem im norwegischen kirke wieder. Hekklesía („Versammlungsort“), wirkt im italienischen chiesa nach. Der lateinische Begriff castellum („Festung“, „Zufluchtsort“) steckt im polnischen kościól.

Ananas
Portugiesische Seefahrer brachten die Ananas im 16. Jahrhundert mit ihrem südamerikanischen Namen naná („Frucht“) nach Europa. Spanier schien die piña mit lateinischem Wortstamm pinus an Pinienzapfen zu erinnern. Die Briten schließlich fügten dem pinus noch das protogermanische aplaz („Apfel“) hinzu. Voilà: pineapple!

Wurst
Das deutsche Wort „Wurst“ stammt vom protogermanischen wurstiz ab, welches das Mischen von Fleisch bezeichnet. Die portugiesische salsicha verweist wie die italienische salsiccia oder die spanische salchicha auf das konservierende Salz. Die ungarische kolbász wie auch die slowakische und tschechische klobása stammen vom turksprachigen kül für „Asche“ ab und deuten auf das Braten von Fleisch hin.

Rose
Der Name der Rose hat vom persischen vrda aus entlang der Seidenstraße seinen Weg in fast alle europäischen Sprachen gefunden. Auf dem Weg durch Griechenland bekam sie den Namen rhodon, die Grundlage für das lateinische rosa, das in Italien (rosa), Frankreich (rose) oder auch Finnland (ruusu) weiterlebt. Das rumänische trandafir und das ukrainische troyanda hingegen enstammen dem ebenfalls griechischen Ausdruck triantáfyllo, was so viel wie „dreißig Blütenblätter“ bedeutet.