Handverlesen
Alireza Chaeechi erzählt, warum er gerne als Teepflücker arbeitet
Ich bin in Lahidjan am Kaspischen Meer aufgewachsen. Schon in meiner Kindheit habe ich gesehen, wie in der Region Tee geerntet wurde, deswegen bin ich Teepflücker geworden. Ein Tag auf der Plantage fängt um sieben Uhr an und wir arbeiten bis 18, 19 Uhr. Pro Tag ernte ich etwa 15 bis 17 Kilogramm Teeblätter. Wenn eine Teepflanze sehr gut gedeiht, kann man die jungen Blätter alle sieben Tage pflücken, sonst nur alle zwei oder drei Wochen. Aus drei bis vier Kilo frischen Teeblättern wird rund ein Pfund getrockneter Tee gemacht. Da der Tee aber nur sechs Monate im Jahr geerntet wird, kann man nicht davon leben.
Ich arbeite auch auf Reisfeldern und als Fischer. Auf der Teeplantage verdiene ich circa 25.000 Toman (sieben Euro) am Tag. Zum Leben für mich und meine Familie brauchen wir 50.000 bis 70.000 Toman. Das Geld reicht oft nicht zum Leben, die Nahrungsmittel in Iran sind durch die schlechte Wirtschaftslage teuer geworden. Wir können uns nur zweimal die Woche Fleisch leisten, im Winter heizen wir nicht den ganzen Tag. Dennoch bin ich stolz, Teepflücker zu sein, denn ich trage dazu bei, dass ein heimisches Produkt von Menschen anderswo genossen werden kann.
Der iranische Tee hat eine schöne Farbe und einen guten Geschmack. Der beste Tee wird von April bis Juni geerntet. Tee hat in Iran eine große Bedeutung. Wenn Gäste kommen, wird als Erstes Tee angeboten. Wenn ein Heiratsanwärter sich den Eltern vorstellt, wird oft von der zukünftigen Braut Tee serviert. Wenn man Gästen Tee einschenkt, dürfen in den Glasgläsern keine Bläschen entstehen. Das gilt als unangebracht.
Wie man Tee pflückt, lernt man vor allem durch die Praxis: Die Blätter der Teepflanze dürfen nur mit der Hand angefasst werden. Man pflückt nur die jungen Blätter oder Knospen ab. In Nordiran ist es heiß und regnet viel, ein gutes Klima für den Tee. Bei meiner Arbeit muss ich oft daran denken, wie ich über die Runden komme. Und ja, auch daran, dass ich die Teeblätter richtig pflücke, damit die Ernte gut wird. Ich bedaure, dass unser Tee in Iran selten verkauft wird. Meist verteilen ihn die Plantagenbesitzer unter sich und trinken ihn in ihren Familien. In Iran wird oft Tee aus China, Japan oder Indien verkauft, weshalb der einheimische Tee an Bedeutung
Protokolliert von Ali Tavakoli
Aus dem Persischen von Heide Tawakoli