Die österreichische Liebe zu Titeln in der Anrede ist skurril. Wenn man in einem Kaffeehaus sitzt und sich zwei Zeitungen bestellt, wird man gerne mit einem Titel versehen, den man gar nicht hat. Denn wer mehrere Zeitungen liest, muss ja gebildet sein. Zum Teil zeigt sich in der Titelliebe der Österreicher eine Freude an der Ironie. Denn spätestens seit Freuds Psycho-analyse und den Erzählungen von Jakob Wassermann ist klar, dass Sprache immer mehrere Ebenen hat.
Andererseits werden Titel aber doch ernster genommen, als man denkt. Das hat wohl auch mit dem österreichischen Hang zur Unterwerfung zu tun. Man macht sich klein und biedert sich gleichzeitig an. Dafür hasst man sich dann - und den anderen ebenso. Eine subtile, masochistische Mischung aus selbst geschaffener Verachtung und Unterwerfung also. Das ist irgendwie schräg, aber auch lustig. Ich mag das.