Der Strand von Władysławowo
Ich fliege seit fast 20 Jahren mit dem Gleitschirm, beruflich und einfach nur so zum Spaß. Da ich fast mein ganzes Leben lang in Gdynia an der Ostsee gewohnt habe, betrachte ich seit Jahren Strände von oben
Immer verändert sich etwas: Das Meer verschluckt einige Meter der Klippen. Es entstehen neue Bars am Strand. Die Dünen werden besser gepflegt. Es gibt Duschen und Stege. Mit der Zeit entsteht immer mehr Infrastruktur. Władysławowo am nördlichsten Zipfel Polens ist eines der meistbesuchten polnischen Seebäder. Der Strand kommt mir hier vor wie ein sonniges kleines Dorf. Mit den ersten Sonnenstrahlen erwacht es zu seinem eintägigen Leben. Obwohl es immer etwas anders aussieht, folgt das Dorf doch strikten Regeln. Hier gibt es mit Sand gepflasterte Straßen, enge Gassen und Plätze, Türme mit Aussicht.
Manche seiner Bewohner lassen sich in vornehmen Mehrfamilienresidenzen nieder, andere in bescheidenen Einpersonenparzellen, die sich aus der Dorfgemeinschaft absondern. Eben war hier noch ein Volleyballfeld, nun hat das wachsende Dorf es geschluckt. Je mehr Einwohner, desto mehr Mauern aus Windschutztuch werden errichtet. Eine Modenschau findet statt, das gesellschaftliche Leben blüht. Sogar oben in der Luft spüre ich noch einen Hauch von Sonnencreme. Das Dorf gedeiht dem Weg der Sonne am Himmel folgend und stirbt bei Sonnenuntergang ab. An einigen Stellen versammelt es spät abends Reste seiner Siedler um ein Lagerfeuer und wacht am nächsten Morgen wie Phönix aus der Asche wieder auf.
Aus dem Polnischen von Jakub Rapsch