Widerstand

Protestnotizen aus Taipeh und Hongkong

Eigentlich studiere ich in Taiwan. Aber seit mehreren Monaten stehe ich mit vielen anderen Aktivisten an der Seite der Demonstranten in Hongkong. Dort ist das Konzept „Ein Land, Zwei Systeme“ zwischen China und Hongkong kolossal gescheitert. Das ist furchteinflößend. Als Aktivistin versuche ich, den Menschen in Taiwan die Augen zu öffnen: Das, was jetzt in Hongkong geschieht, könnte bald auch in Taiwan passieren. 

Ich bin eine der Organisatorinnen des Vereins Taiwan Youth Association For Democracy. Wir veranstalten Demonstrationen, haben die Heimreise von in Taiwan lebenden Hongkongern organisiert, damit sie pünktlich zur Wahl im November 2019 in Hongkong sein konnten, und wir unterstützen nach wie vor verfolgte Hongkonger, die nach Taiwan fliehen, Letzteres allerdings eher im Verborgenen. Als die Hongkonger Universität von der Polizei angegriffen wurde, haben wir einige Studenten dabei unterstützt, ihr Studium an taiwanischen Universitäten fortzusetzen. Manchmal helfen wir auch ganz praktisch: Wir sammeln Helme und andere Schutzausrüstung, die wir dann zu den Protestierenden nach Hongkong transportieren. Als einige Freunde und ich im September 2019 einreisten, brachte uns das viel Ärger ein. Die Polizei löcherte uns mit Fragen: Warum transportieren Sie so viele Helme? Mit wem sind Sie in Kontakt? Sind Sie auch Demonstranten? Obwohl wir uns extra auf verschiedene Flüge aufgeteilt hatten, wurden einige aus der Gruppe stundenlang auf dem Flughafen festgehalten. Ihre Namen stehen jetzt auf einer schwarzen Liste, was bedeutet, dass sie in näherer Zukunft nicht mehr nach Hongkong einreisen dürfen. 

 

Protokolliert von Gundula Haage