Toleranz statt Clans

Zur Geschichte Palermos gehören Gastfreundschaft und Toleranz

Unsere wichtigsten Werte waren immer Respekt gegenüber der Familie, der Freundschaft und der katholischen Kirche. Doch die Mafia hat unsere Gesellschaft viel zu lange beherrscht. Sie hat die Toleranzkultur in eine Zugehörigkeitskultur nach Blutlinien verwandelt. Statt zu fragen „Wer bist du?“, fragt ein Mafioso: „Zu welcher Familie gehörst du?“ Die Mafia hat die Familie durch den Clan ersetzt, Freundschaft durch kriminelle Komplizenschaft und selbst den Glauben hat sie pervertiert, denn viele Bischöfe duldeten die Mafia. Doch Veränderung ist möglich. Auch dank der angestiegenen Migration nach Sizilien haben wir das erkannt. Migranten stehen für Vielfalt und Toleranz. Ich stehe immer am Hafen, wenn sie ankommen, und gehe zu allen religiösen Festen, gleich welchen Glaubens. Heute ist Palermo die einzige Stadt der Welt mit einem demokratisch gewählten Kulturrat, der die Menschen ohne italienischen Pass repräsentiert: die 2013 gegründete „Consulta delle Culture“. Als Bürgermeister sage ich stolz, dass es hier keine Migranten gibt. Alle, die in Palermo leben, sind Palermitaner.

protokolliert von Gundula Haage

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