Ein Haus in Frankreich

Dieses Haus steht im Europaviertel Robertsau in Straßburg. Es gehört zum „Quartier des Chasseurs“, der Jägersiedlung, die aus individuellen Holzhäusern mit Garten besteht. 1931 plante der Architekt Tim Helmlinger dieses Areal, das ursprünglich 225 Häuser umfassen sollte.

Die ersten 19 Häuser entstanden um 1933. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden auf Anordnung des Ministeriums für Wiederaufbau und Stadtplanung neunzig Holzhäuser in Deutschland vorgefertigt und hier errichtet. Als wir das Haus 2006 kauften, war es in einem desolaten Zustand. Bis auf den Außenanstrich haben wir alles selbst renoviert. Den Wohn- und Essbereich haben wir miteinander verbunden, im oberen Stockwerk haben wir eine Mauer gezogen, für zwei Kinderzimmer.

Ich liebe unser Viertel, weil wir wie in einem Dorf wohnen, nah an Wald und Fluss. Alle kennen sich. Vor unserem Haus befindet sich ein Platz, auf dem sich nachmittags erst die Kinder und später die Eltern treffen. An Weihnachten wird dort eine Tanne aufgestellt, die Bewohner versammeln sich an den Adventstagen, um Glühwein zu trinken und Weihnachtslieder zu singen. Zum Stadtzentrum sind es zwanzig Minuten mit dem Rad. 1953 wohnte hier übrigens Paul Ricœur, einer der wichtigsten französischen Philosophen des 20. Jahrhunderts.