Die Terrassen von Moray

Im Süden von Peru gibt ein geheimnisvolles Bauwerk der Inka bis heute Rästel auf

Die Terrassen von Moray, Peru. Foto: Oliver Bolch

Eine klare geometrische Form inmitten wilder Natur – das ist es, was dieses Foto für mich so besonders macht. Vorn die von Menschenhand geschaffene, kornkreisartige Schüssel, ganze siebzig Meter tief, und drum herum nichts als die rauen, unaufgeräumten Bergmassive der Anden. Das Bild habe ich im Heiligen Tal der Inka im Süden Perus aufgenommen. Für einen Monat war ich zusammen mit meiner Frau und meinem sechsjährigen Sohn dort. Natürlich wollten wir uns die antiken Inka-Bauwerke nicht entgehen lassen und die Terrassen von Moray standen ganz oben auf unserer Liste.

Neben ihrer einzigartigen Form sind sie vor allem deshalb so faszinierend, weil Archäologen ihre genaue Funktion bis heute nicht abschließend klären konnten. Viele gehen davon aus, dass die Inka die Terrassen für landwirtschaftliche Experimente anlegten. Je nach Sonnenstand, Tageszeit und Windbedingungen unterscheiden sich die Temperaturen auf den verschiedenen Ebenen der Anlage nämlich stark, manchmal bis zu 15 Grad Celsius. So konnten die Landwirte der Antike wohl äußerst präzise beantworten, unter welchen klimatischen Bedingungen und in welchen Ecken des Inkareiches Kartoffeln, Quinoa und Amaranth am besten wuchsen.

Andere Theorien besagen, dass die Inka die Akustik der Trichter nutzten, um zu musizieren, oder als Tempel, um die Götter zu beschwören. Um eine gewisse Ehrfurcht vor diesem Ort zu empfinden, braucht es diese mystische Verklärung nicht. Es genügt die Vorstellung, wie Hunderte von Menschen in der Hitze arbeiteten, um diese monumentale Anlage überhaupt erst zu erschaffen.