„Schreiben, um nicht zu vergessen“

Ein Gespräch mit dem syrischen Autor über das Schreiben in Krieg und Frieden

Herr Saeed, Ihr erstes Buch ist während des Kriegs in Syrien entstanden. Nun leben Sie in Deutschland. Wie kam es dazu?

Der Anlass war die Einladung zu einer Lesereise nach Berlin. Der Krieg machte es unmöglich, auch nur irgendetwas zu tun. In Berlin entdecke ich, wie reich meine Erinnerungen an Kindheit, Familie oder die Arbeit sind.

Wovon handelt Ihr neues Buch „Lebensgroßer Newsticker“?

Die vier Jahre seit Beginn der syrischen Revolution haben wir in ständiger Erwartung nonstop vor dem Fernseher verbracht. In der Sekunde, bevor die Nachrichten auf dem Bildschirm erscheinen, durchströmt dich Adrenalin. Du bist angespannt, voller Stress. Im Krieg fühlt sich alles so an. Das Adrenalin dominiert dein Leben, egal ob du gehst, isst oder schläfst.

Wie ist es, im Exil zu schreiben?

Als ich nach Berlin kam, war mein Kopf voller Gedanken. Durch das Schrei­ben leere ich mein Gedächtnis, nicht um zu vergessen, sondern um die Erinnerungen zu verarbeiten und ein neues Leben anfangen zu können.

Das Interview führte Jan-Philipp Zychla

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