Wenn die Pappeln in ihrem Garten blühen, erinnert sich Judith Bauer, warum sie vor zehn Jahren ihr Doppelhaus in Montreals Griffintown-Distrikt gekauft hat. Bereits damals war das 139 Jahre alte Wohnhaus eine Rarität in der ehemaligen Arbeitersiedlung, umgeben von alten Industriegebäuden: "Es war wie ein Streifen Land, mitten in der Stadt." Von ihrem Fenster aus sieht Bauer die Skyline Montreals.
Hinter dem Haus ruhen sich die Pferde, die am Tag Kutschen mit Touristen durch die Straßen der historischen Altstadt ziehen, in einem Stall aus. Jetzt kaufen Investoren nach und nach die freien Grundstücke und Backsteinhäuser in Griffintown auf, um neue Wohneinheiten zu errichten. Ihre 290-Quadratmeter-Wohnung hatte Judith Bauer bisher immer untervermietet. Doch darauf hat sie keine Lust mehr. Allein ist ihr das Haus aber zu groß. Deswegen verkauft sie nun. Sie hofft, dass eine Familie hier einzieht oder ein junges Paar, das sich hier eine Zukunft aufbaut: "Ich wäre froh, wenn auch der Garten in zehn Jahren noch da wäre."