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Innenräume und Fassaden

Über Schein und Sein im Iran

Für einen Unterschied, den es eigentlich in jeder Gesellschaft gibt, haben die Iraner Worte gefunden: Alles, was ein Mensch nach außen zeigt, seine Fassade, ist "zaher". Das kann aber in sehr starkem Widerspruch zu dem stehen, was sich innerlich abspielt - und das ist "batin". Der alte persische Dichter Omar Chajjam beschreibt das in einem Gedicht: "Zu einer Dirne jüngst hört' einen Mönch ich sprechen: / ,Trunksüchtig bist du, Weib, die Frechste von den Frechen!' / Zur Antwort gab sie ihm: ,Das bin ich, was du meinst, / Du aber sage, Scheich, bist du auch, was du scheinst?'" Es ist im Iran ein großes Kompliment, wenn man sagt: "Bei diesem Menschen gehen 'zaher' und 'batin' zusammen." Wie in jedem repressiven Regime zeugt es von großem Mut, wenn jemand nach außen zeigt, was er innerlich fühlt. Wenn ich in iranischen Häusern bin, habe ich oft den Eindruck, in einem Matriarchat zu sein, doch auf der Straße sind die Frauen gezwungen, zwei Schritte hinter ihren Männern zu gehen.