Internationale Beziehungen | China

Gewinnt China zuviel Einfluss in Afrika?

Auf dem afrikanischen Kontinent kaufen chinesische Investoren massiv Infrastruktur auf. Damit gewinnt die Volksrepublik enormen Einfluss – mit wenig Rücksicht auf Verluste. Ein Plädoyer für mehr Kritik
Ein schwarz/weiß Porträtfoto der Autorin Basma Abdel Aziz. Sie hat dunkles halblanges Haar und ausdrucksstarke Augen. Sie blickt rechts an der Kamera vorbei.

Die Autorin und Aktivistin Basma Abdel Aziz ruft zum Protest auf

China stellt jedes andere Land in den Schatten – zumindest, was das Wirtschaftswachstum anbelangt. Diese wirtschaftliche Macht nutzt die Volksrepublik überaus geschickt, um sich weltweit Einfluss zu verschaffen. Insbesondere Afrika ist dabei in den vergangenen Jahren in den Fokus Pekings gerückt. Der Kontinent, der zwar riesige Rohstoffvorkommen besitzt, gleichzeitig jedoch mit verheerenden inneren Konflikten und Armut zu kämpfen hat, bietet China ein willkommenes Spielfeld, auf dem es seinen wachsenden geopolitischen Ehrgeiz ausleben kann.

In den vergangenen Jahren pumpten chinesische Investoren dementsprechend Milliarden von Dollar in afrikanische Märkte. Überall werden mithilfe chinesischer Gelder neue Eisenbahnlinien, Straßen und Landebahnen gebaut sowie andere riesige Bauprojekte umgesetzt. Vor allem der Energiesektor hat es den Investoren angetan: Über vierzig Prozent der Anteile an sudanesischen Ölfirmen besitzt China bereits heute. Außerdem hat es beträchtliche Geldsummen in die Märkte in Nigeria, Somalia, Dschibuti, Südafrika, Algerien, Äthiopien und Ägypten investiert.

Bereits heute besitzt China über vierzig Prozent der Anteile an sudanesischen Ölkonzernen

Für die meisten afrikanischen Regierungen ist China ein überaus willkommener Partner, denn das Land hält sich aus innenpolitischen Angelegenheiten heraus. Es knüpft seine Investitionen – im Gegensatz zu manchen Geldgebern aus dem Westen – nicht an Auflagen, wie etwa die Achtung der Menschenrechte, den demokratischen Wandel oder den Kampf gegen Korruption. Stattdessen hat China nur seine eigenen Interessen im Blick und folgt in der Innen- sowie Außenpolitik einem ganz eigenen moralischen System, das ohne Menschenrechtskonventionen auskommt: Zu Hause werden politische Oppositionelle unterdrückt und weggesperrt – und in der internationalen Wirtschaftspolitik unterstützt man indirekt autoritäre Regime.

In Afrika lohnt sich dieses Arrangement für beide Seiten: China leistet Aufbauhilfe für Diktatoren und Unterdrücker und erhält im Gegenzug billiges Öl, Gas sowie die Möglichkeit, die ungeschützten einheimischen Arbeitskräfte auszubeuten.

Trotz alledem stimmt es natürlich, dass dank der chinesischen Investitionen in afrikanischen Ländern Tausende von Arbeitsplätzen geschaffen wurden. Aber der humanitäre und politische Preis dafür ist viel zu hoch. Denn die glänzenden neuen Infrastrukturprojekte, bezahlt durch chinesisches Geld, lenken ab von dem Regime aus Peitschen und Pistolen, das die Volksrepublik auf dem Kontinent zu etablieren versucht.

Im Jahr 2011 ließ ein Gericht in Sambia die Anklage gegen einen chinesischen Manager fallen. Er hatte mit einer Pistole auf Bergleute geschossen, die gegen ihre menschenunwürdige Bezahlung protestierten. Kurz zuvor waren bei einer Explosion in einer Mine 51 Bergleute ums Leben gekommen. Human Rights Watch berichtete damals ausführlich über die Missstände in den von China betriebenen Bergwerken in Sambia, über fehlende Sicherheitsstandards und katastrophale Arbeitsbedingungen. Ähnliche Nachrichten kommen heutzutage aus Nigeria, Namibia und einer ganzen Reihe von anderen afrikanischen Ländern.

Fehlende Sicherheitsstandards und katastrophale Arbeitsbedingungen in von China betriebenen Bergwerken

Doch auch die Regierungen dieser Länder selbst interessiert nur das Hier und Jetzt. Die dortigen Machthaber sind dankbar, dass sie nicht wegen Menschenrechtsverletzungen belangt werden und niemand ihre Unterdrückungsmethoden infrage stellt. Alles andere ist ihnen gleichgültig.

Diktatoren dazu zu ermahnen, in der Kooperation mit China vorausschauender zu agieren, wäre aussichtslos.  Zu verlockend sind die kurzfristigen Gewinne, zu groß die Profite dank des starken Verbündeten.

Es bleibt uns am Ende also nur eine Chance: Wir müssen die Menschen auf der Straße aufrütteln. Es ist höchste Zeit für eine weltweite Protestbewegung, die sich dieser neuen Form der Kolonisierung durch das Kapital entgegenstellt. Es ist höchste Zeit, dass die verborgenen Absichten der Mächtigen entlarvt werden. Wir können nicht länger die Augen verschließen vor der Gewalt, die hinter den glänzenden Fassaden lauert.         

Aus dem Englischen von Caroline Härdter