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„Mädchen auf dem Platz waren unvorstellbar“

Beim Projekt „Fußball für den Frieden“ in Ruanda bleiben die Jungen nicht mehr unter sich. Ein Gespräch mit dem Spieler Emmanuel Kayumba

Bei „Fußball für den Frieden“ spielen gemischte Teams, aber nur die Mädchen dürfen Tore schießen. War das anfangs schwer für dich?

Natürlich. Als ich zu „Fußball für den Frieden” kam, war ich zwölf. Und auf einmal sollte ich mit Mädchen zusammen spielen! Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Mädchen überhaupt auf den Fußballplatz gehören. Aber unser Trainer hat uns immer wieder gesagt: „Mädchen können das Gleiche wie ihr! Motiviert sie, mit euch Fußball zu spielen.“ Inzwischen bin ich glücklich, wenn unser Team durch die Leistung eines Mädchens ein Tor schießt. Das fühlt sich jetzt ganz natürlich an.

In manche Spiele baut ihr Sketche ein, warum?

Wir unterbrechen das Spiel manchmal mit einer kurzen Theatereinlage. Wir wollen den Zuschauern zum Beispiel zeigen, dass Mädchen den gleichen Teamgeist wie Jungen haben. Also stellen sich auf einmal die Mädchen auf der einen Seite des Felds auf und die Jungs auf der anderen. Dann kommen die Mädchen und sagen, sie wollen mitspielen. Die Jungs antworten, dass sie nicht mit den Mädchen spielen können. Dann diskutieren sie, bringen verschiedene Argumente vor. Am Ende einigen sich sich darauf, doch zusammen zu spielen, und das Match geht weiter.

Wie reagieren die Zuschauer auf die Sketche?

Die Zuschauer mögen sie. Vor allem die Mädchen!

Was will das Projekt in Ruanda verändern?

In Ruanda gibt es immer noch eine Kultur, in der gilt, dass nur Jungs etwas zu sagen haben. Durch „Fußball für den Frieden“ wird deutlich, dass es eine Gleichberechtigung zwischen Mädchen und Jungen geben kann.

Das Gespräch führte Johanna Wild
Fast zwanzig Jahre nach dem ruandischen Genozid spielen Kinder der Opfer, Täter und Mitläufer von damals miteinander Fußball. Das Projekt „Fußball für den Frieden” will den friedvollen Umgang miteinander fördern. In Ruanda startete die Jugendorganisation Espérance das in den 1990er-Jahren in Kolumbien erfundene Projekt für Jungen und Mädchen in einem sozial benachteiligten Stadtviertel der Hauptstadt Kigali.