Griechischer Weihrauch

Über Feierlichkeiten in Griechenland

Olivenöl, Nudeln, Weihrauch und Fußball – das sind die Erinnerungen an meine Sonntage als Kind, denn meine Mutter ist Griechin und mein Vater war Italiener. Die Griechen haben gefühlte 280 Feiertage im Jahr. Der heilige Konstantin, der heilige Dimitrios, der heilige Soundso: Ständig ist irgendein Heiliger oder Schutzpatron am Start. Meine Mutter läuft an diesen Tagen mit Weihrauch in der Wohnung herum und salbt die Räume. Jeder bekommt den würzigen Duft unter die Nase gehalten. Man muss sich den Rauch auf griechisch-orthodoxe Weise entgegenfächeln und dreimal mit drei Fingern – Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger – das Kreuz schlagen: von der Stirn zum Bauch, zur rechten Schulter, zur linken Schulter, und zwar schnell. Wir sollten dabei an etwas Gutes denken. Ich war so schlecht in Mathematik, deshalb bat ich oft um Erlösung von dieser Qual. Mein Vater dachte sicher inbrünstig an seine Lieblingsfußballmannschaft.